Die alte Deponie Gamsenried befindet sich zwischen Visp und Brig und ist mit einer Fläche von rund 290'000 m2 (etwa 40 Fussballfelder) und einem Volumen von 3 Mio. Kubikmeter (entspricht dem Volumen von etwa 1'000 olympischen Schwimmbecken) einzigartig in der Schweiz. Die Lonza lagerte dort während rund sechzig Jahren (1918-1978) Chemieabfälle des Werkes Visp ab. Auch wurden kleinere Mengen chemischer Abfälle von Drittfirmen abgelagert. Ab 1978 wurde das Lagunieren von Chemieabfällen auf der alten Deponie Gamsenried definitiv eingestellt. Anschliessend gelangte nur noch Aushubmaterial (u.a. Geschiebematerial vom Hochwasser in Baltschieder in 2000; Aushubmaterial vom Bau der Autobahn A9, gelegentlich Sedimente aus dem Grossgrundkanal) sowie Kehricht, Kehrichtschlacke und Bauschutt von Gemeinden und Kanton auf die Deponie. 1992 wurde in einem Teilbereich der alten Deponie eine Reaktor-/Reststoffdeponie nach den Richtlinien der TVA (heute Deponie Typ C und D gemäss VVEA) erstellt und in Betrieb genommen. Bis 2011 wurde inertes Material auf der alten Deponie abgelagert, Materialien umgeschichtet, Kalkhydrat abgebaut und intern bei der Lonza verwertet sowie diverse Abfälle ausgehoben und gemäss Stand der Technik entsorgt. Zwischen 1999 und 2017 wurde die Deponie teilweise begrünt.
Die alte Deponie liegt im Gewässerschutzbereich «Au» für Grundwasser. Dieser unterliegt strengen Bestimmungen. Nachdem im Grundwasser im Abstrom der Deponie Schadstoffe in höherer Konzentration als der durch die Altlastenverordnung massgebende Grenzwert zulässt (halber «K-Wert») vorgefunden wurden, hat die kantonale Umweltbehörde die alte Deponie als sanierungsbedürftig eingestuft.
Die Untersuchungen des Deponiekörpers und des Grundwassers im Abstrom wurden deshalb intensiviert. Die Resultate dieser Untersuchungen zeigen: Die relevanten Stoffe, welche zum Schutz des Grundwassers berücksichtigt werden müssen, sind Benzidin, weitere Amine, Benzol sowie Quecksilber.
Seit 2016 läuft die Detailuntersuchung des Deponiekörpers. Insgesamt wurden mehr als 260 Bohrungen und Sondierungen in einer Tiefe bis ca. 15-35 m verteilt auf der ganzen Deponiefläche durchgeführt. Diese ermöglichen es, für jede relevante Substanz ein dreidimensionales Modell zu erstellen und die Verteilung der Substanzen (Ort, Tiefe, Konzentration) sowie deren allfällige Mobilität zu charakterisieren. Basierend auf den Ergebnissen der Detailuntersuchung werden die Sanierungsmethoden definiert.
Die Lonza überwacht das Grundwasser im Abstrom der Deponie seit den frühen Achtzigerjahren. Sie hat 1990 eine hydraulische Sicherungsbarriere am Rand der Deponie erstellt, um die Verbreitung von Schadstoffen aus der Deponie zu verhindern. Dabei wird das belastete Grundwasser in den Brunnen der Sicherungsbarriere abgepumpt und in der Abwasserreinigungsanlage Visp behandelt («Pump & Treat» Verfahren). Die Wirkung dieser hydraulischen Sicherungsbarriere wurde regelmässig und fortlaufend durch die Erstellung und Inbetriebnahme von neuen Brunnen (der letzte im Oktober 2020) optimiert. Die Sicherungsbarriere reduziert den Austritt von Schadstoffen in das Grundwasser massiv, verhindert ihn jedoch nicht gänzlich.
Mit dem Start der Detailuntersuchung in 2016 wurde das Sanierungsverfahren eingeleitet. In einem ersten Schritt werden die vorhandenen hydraulischen Sicherungsmassnahmen am Rand der Deponie verstärkt sowie die Behandlung der Benzidin-Belastung im Grundwasser im Abstrom der Deponie weiter vorangetrieben. Parallel läuft die Planung der Sanierung. Der gesamte Prozess bis zum Schluss der Sanierungsarbeiten nimmt mehrere Jahrzehnte in Anspruch.
Als Teil von Lonzas kontinuierlichem Fokus auf Nachhaltigkeit arbeitet das Unternehmen eng mit den kantonalen Behörden des Wallis zusammen, um eine dauerhafte Lösung für die Grundwasserverschmutzung zu finden, die durch die alte Deponie in Gamsenried verursacht wird. Es wurde ein Weg vereinbart, um eine nachhaltige Lösung für diese Altlasten zu finden, die mit der aktuellen Umweltschutzgesetzgebung vereinbar ist. Für die erste Phase des Sanierungsprojekts hat Lonza eine Rückstellung von CHF 290 Millionen gebildet. Hierfür hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit seinen Umweltexperten eine angemessene Kostenschätzung vorgenommen.